Der Stern

Es war ein mal…

…in einer Zeit nach der Zeit; die Zukunft war noch ihre eigene Vergangenheit. Der Raum schien „Ausdehnung“ nicht mehr zu kennen. Das Universum wußte noch nicht, daß es einst Menschen gab und erinnerte sich nicht mehr, daß es einmal welche geben würde. Das Nichts war nichts – und damit alles. Und Alles war Jetzt.

Während der Raum sich selbst aufgibt ist da dieser Stern, der aus seinem Nichtsein entstand und nur daraus existieren kann. Mittendrin ist dieses Du, das seine Erinnerung an die Zukunft verloren hat und deshalb voll Gewißheit ist. Und dann dieses Ich, das die Entität so viel gelehrt hat, daß es keine Anschauung besitzt.

Merkwürdig, daß es ausgerechnet jetzt so kam.

Das Ich scheint die Vergangenheit in der Zukunft des Du zu sein, wie das Du die Zukunft in der Vergangenheit des Ich.

So kommt es also dazu. Eine Berührung in der Raumlosigkeit, die eine zarte Erinnerung an eine vergangene Zeit weckt. Während nun die Zeit ihren Fluß aufgibt, wirst du einen tonlosen Klang sehen. Er erzählt dir von den Gefühlen, deren vielfältige Verschiedenheit sie ein einziges sein lassen. Ein Gefühl, das im Hier und Jetzt so wenig existieren kann, daß es den Lauf der Zeit ebenso überdauert wie ihren Stillstand.

Wohl nicht deshalb aber doch jetzt bemerkt die Zeit, daß sie nicht im Stillstand verharren kann. Sie beginnt schlagartig wieder zu fließen und damit zu existieren. Der Raum besinnt sich seiner Ausdehnung, erlangt sie und beginnt sich auszubreiten.

Das bedeutet das Explodieren einer Kraft, die aus dem Nichts entsteht, nur um in ihrem eigenen Sturm sofort zu vergehen. Und da dieser Stern durch seine Gegenwart vergehen muß, wird das Du wie das Ich ausgelöscht, damit wir existieren können.

So etwa war das in der Zukunft.

Ob man sich je dem Sein entziehen kann ?

1993
© loki

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