die trafen einander am Fluß…
Sie konnten einander nicht kennen
doch war’s unverhofft ein Genuß:
Sie schauten sich an übers Wasser
und blickten ganz tief in sich rein.
Sie konnten einander nicht kennen
doch schienen verwandt fast zu sein.
So standen sie an je ihrem Ufer
um fern sich doch nahe zu sein.
Seitdem laufen sie an den Stränden
gemeinsam und doch auch allein.
Ihr Weg führt sie weiter Flußabwärts;
flußaufwärts kann leider nicht sein.
Der Strom birgt auch einige Inseln,
zu klein um beisammen zu sein.
Der Fluß ist mal breiter, mal schmaler,
das Wasser mal reißend, mal still.
So laufen sie dort nun gemeinsam,
getrieben von Herz, Wunsch und Will‘
Sie scheinen sich schon gut zu kennen,
das ist mit den Augen zu sehen;
Sie lachen und reden und schweigen,
Sie weinen und singen … und gehen
Abends am Ufer zu sitzen,
gemütlich mit Kerze und Wein,
In Ruhe zusammen verweilen,
die Herzen verschränkt, das ist fein.
Der Flußpfad ist nicht immer einfach,
der Weg ist nicht immer zu sehn.
Auch Nebel ist mal ein Begleiter
und Winde können heftig auch wehn.
Es waren zwei Königskinder,
die ham sich noch immer so gern.
Manches ging im Fluß wohl schon unter,
doch im Grunde sind sie sich nie fern.
Vertraut ist der Anblick mitunter,
und fließt doch stets neu und tief ein.
Sie kenn‘ den sie sehen – und darunter
Sehen sie noch so tief und so rein?
Die Seele schaut ohne die Filter,
die die Augen wie Brillen durchschauen,
direkt in die ihr anverwandte –
doch kann sie das immer sich trauen?
So haben sie nun ihre Bilder
und auch ihr Herz mit sich dabei.
Sie gehen mit Liebe am Ufer
und singn manchmal auch noch dabei.
Es waren zwei Königskinder,
die trafen einander am Fluß.
Sie werden nie Könige werden –
das ist ja so auch gar kein Muss.
Sie werden die Ufer durchwandern
und trinken dabei von dem Fluß.
Wenn sie mal die Meere erreichen,
dann schwimmen sie beide zum Schluß.
Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so gern.
Und ist einst der Ozean unser,
dann ist auch die Sonne nicht fern.